8. Mesopotamischer Medizin Kongress 2019 in Dohuk

Am 21. Juni hat sich die Delegation der kurdischen Ärzte Deutschlands auf den Weg gemacht, um am Mesopotamischen Medizinkongress 2019 in Dohuk teilzunehmen. Ausgetragen wurde der diesjährige Kongress nun schon zum zweiten Mal in Dohuk. Dohuk liegt im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak und zählt ca. 550.000 Einwohner und heißt auf kurdisch übersetzt „kleines Dorf“. Die dort ansässige Universität und Austragungsort der Konferenz, ist eine von mehr als elf kurdischen Universitäten, die es in der Autonomen Region Kurdistans gibt. Auch die erwarteten 46 °C haben uns nicht von der geplanten Reise abgehalten. Dort angekommen wirkte alles um uns herum fröhlich und authentisch, die Menschen, die Natur, einfach alles! Die Stadt Dohuk liegt wunderschön zwischen zwei Gebirgszügen und besitzt eine alte Geschichte in der Region Kurdistans, wie uns auch die archäologischen Denkmäler vor Ort belegen. Gemeinsame Organisatoren des medizinischen Kongresses sind der Verband der kurdischen Ärzte in Deutschland e.V. , die Universität in Dohuk, sowie die dortige Ärztekammer.

Die Universität in Dohuk wurde 1992 gegründet und genießt einen guten internationalen Ruf, da sie diverse soziale und kulturelle Aktivitäten durchführt. Man kann sagen, dass die Universität durch ihr breites Bildungsangebot den Wiederaufbau und die Modernisierung der kurdischen Gesellschaft maßgeblich mitgeprägt hat. Der Mesopotamische Mediziner Kongresses bot am 22. Juni 2019 ein außerordentlich vielfältiges Programm mit Vorträgen aus diversen medizinischen Fachbereichen, von gynäkologischen über neurochirurgischen, bis hin zu Herzchirurgischen Vorträgen. Hierbei kam es nach den jeweiligen Vorträgen zum regen Austausch und zum gemeinsamen Kennenlernen der Mediziner aus Europa und auch aus Kurdistan. Ergänzt wurde der Kongress durch die Konferenz „East meets West“. Diese Konferenz, die sich vor allem den traumatologisch- psychosozialen Themen und den Opfern von Gewalt widmete, wurde von der Vorsitzenden der Grünen- Partei Annalena Baerbock, die sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage machen wollte, eröffnet. Bei der Konferenz ging es besonders um den "Austausch traumatologischer Behandlungsmethoden", hierzu sind Professoren aus Tübingen, München, Iran und Kurdistan zusammengekommen und stellten ihr Projekt, eine Art Entwicklungszusammenarbeit in der Psycho- und Traumatherapie vor.

Was nur die wenigsten unter uns wissen: In Dohuk leben mehr Flüchtlinge als Einheimische. Fast 650.000 Flüchtlinge zählt die Stadt, die meisten davon sind Binnenflüchtlinge, also Vertriebene aus anderen Teilen des Irak. Wir persönlich haben jedoch diese Stadt nicht als Brennpunkt erlebt. Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen oder gar Einheimischen und Flüchtlingen sind uns erspart geblieben. Bleibt also nur zu hoffen, dass dies auch weiterhin so bleibt.

 

Für uns kurdischen Ärzte war es eine große Bereicherung Teil dieser Konferenz sein zu dürfen und die Erinnerungen vor Ort werden sicher noch lange im Gedächtnis bleiben. Wir alle freuen uns zumindest jetzt schon auf den nächsten Kongress und auf einen weiteren, wunderbaren Erfahrungsaustausch zwischen Kurdischen Ärzten aus Europa, Kurdistan und aller Welt!